BERND LHOTZKY

Foto: Walter Ruckdeschel

…ragbag

Bernd Lhotzky (pianosolo)

Rag Bag ist eine Scherenarbeit, eine Montage, unausgegoren, bedenkenlos und asymmetrisch. Beim Zusammennähen begleitete mich ein Kribbeln, wie beim Aufbruch zu einer Reise. Diese Fetzentasche möchte ich fortan bei Wind und Wetter bei mir tragen, sie zum Bersten füllen, dann wieder flicken, ergänzen, verändern … und niemals waschen, bloß nicht waschen!  
Der Ragtime war mein Einstieg in den Jazz. Mich begeistert an dieser Musik bis heute, daß sie so warm, lebensbejahend und unverstellt ist. Ich liebe den Jazz der Frühzeit, weil er nur so strotzt vor Vitalität und ehrlicher Freude. Offenes Kinderlachen, ungebremst und ohne Scham. Diese Emotionalität kann weder eine Klavierwalze wiedergeben noch eine notengetreue Reproduktion spürbar machen.
Es geht in meinen Improvisationen auch um Widersprüche und Kontraste, um Risse in der Zeit, Synkopen im Leben. Ein Flickenteppich aus verschiedenen Motiven und Stilen, aus Assoziationen und losen Gedanken rund um den Ragtime, um die Farben und Düfte des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Ein wiederkehrenden Grundmotiv bilden dabei Anklänge an Scott Joplin, dessen hübsch anmutende, wohl geordnete Kompositionen keinen Hinweis auf sein tragisches Leben zu enthalten scheinen.

Bernd Lhotzky